Wir waren schon unzählige Male auf Mallorca, oft im Norden, viel in Palma und ab und zu im Südwesten. Und immer wieder werden wir nach Tipps, Einschätzungen, Kontakten usw. gefragt. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, regelmäßig über unsere Erfahrungen zu berichten und haben daher einen Reiseblog eröffnet -https://feinefluchten.wordpress.com. Zur Einführung stellen wir einen Artikel an dieser Stelle vor.
Unser letztes Incentive hat uns in den Süden und Südosten der Insel geführt. Eine Woche lang haben wir eine Region erkundet, die wir bisher immer eher gemieden haben. Meine Eindrücke möchte ich Ihnen völlig ungeschminkt mitteilen, Tipps geben und auch negative Seiten aufzeigen.
Grundsätzlich finde ich die Region wenig spektakulär. Mir fehlen die Berge, der Landstrich hat so gut wie nichts zu bieten, die Fahrerei bis nach Palma ist anstrengend, führt sie doch jedes Mal durch Campos. Vielleicht liegt es daran, dass ich Campos einfach nicht leiden kann. Stau ist also vorprogrammiert, speziell in den Hochsaisonzeiten kann es einmal eng werden mit der Fahrt zum Flieger. Allen Schnellfahrern sei gesagt, auf der MA 19 an Kilometerstein 30 steht ein fester Blitzer. Überhaupt solltet ihr einfach auf die Beschilderung achten, denn da wo eine Radarkontrolle offiziell angeschrieben ist, gibt es auch eine. Oh Wunder. Übrigens sagen die KM Steine nicht nur, wie weit es bis zur Hauptstadt ist, sondern werden oft als Hinweisschilder und Wegweiser benutzt. Also nicht wundern, wenn es heißt, biegt ca. 900 Meter nach KM Stein 46 rechts in einen kleinen Feldweg ab. Dann folgt der Strasse nach rechts, dann nach links und nach 500 Metern steht ihr vor eurem Ferienhaus. Es funktioniert tatsächlich genau so. Ist es zu verwirrend, ihr habt kein Navi und ihr fahrt einen Weg oft im Dunklen, bringt kleine Markierungen an, die helfen.
Unser Hauptaufenthaltsort war Santanyi. Ein wirklich nettes Städtchen. Schöner Marktplatz, typische Gässchen, Galerien und einige interessante Läden. Vor allem jedoch gibt es unzählige Restaurants. Nicht nur direkt am Platz, sondern verteilt in den Gassen gelegen. Alle Restaurants haben ein gutes Niveau, wirklich günstig ist nur die Pizzeria am Ortseingang aus Richtung Cala Lombards kommend. Alle anderen bewegen sich auf hohem Preisniveau. Fast alle Restaurants eint, dass sie unter Deutscher Leitung stehen. Und hier liegt auch ein Problem, das jedem Besucher bewusst sein muss; In Santanyi spricht man deutsch. Das muss man mögen. Eigentlich ist es nicht wirklich mein Ding, aber auch ich habe mich dabei ertappt, wie schön es doch ist, wenn der Service funktioniert, man am ein Späßchen machen kann und wir die Speisekarte auch sofort verstehen. Jeden Tag bräuchte ich das nicht, ab und zu tut es gut.
Zurück zu meinen Restauranterfahrungen. Wir haben fast alle ausprobiert, die Marktwirtschaft hat uns dabei am meisten enttäuscht. Wirklich gut ist das Goli, hier haben wir eine wunderbare Sommerbowle genossen, aber auch extrem teuer. Ein sehr schöner Innenhof, flotte Bedienung, nett und freundlich, mit Vogelkäfig und Hauskatze, die ihr Revier ab und zu auch einmal sehr gerne gegen kleine Hundis verteidigt. Ich habe mich köstlich amüsiert; die Hundebesitzer leider nicht:-). Übrigens haben fast alle Restaurants wie z.B. das Cantonet, die Marktwirtschaft und auch unser erklärtes Lieblingsrestaurant, das ANO 1849, einen Innenhof. Also weg bleiben vom Getümmel des Marktplatzes und schön im ruhigen Innenhof speisen. Im ANO 1849 kann man dort auch den Köchen bei der Arbeit zusehen, und hören, das ist genau mein Ding. Zudem waren die Speisen vorzüglich, der Service super nett und aufmerksam, die Weine gut und alles preislich im Rahmen. Wer die spanischen Hackfleichbällchen nicht mehr sehen kann, Frikadellen aber liebt, so wie ich, der sollte sich die Hackfleischbällchen mit Yoghurt-Gurkendressing bestellen. Super lecker und vor allem eine gute Portion. Das Kabeljaufilet auf Erbsenrisotto ist eine Wucht und die Tagliatelle 1849 mit Curry, Huhn, Paprika und Champignons sind einfach sehr lecker. Eine kleine Sportsbar läßt zudem Sportfans strahlen, kann man hier auch das eine oder andere Fußballspiel erleben…
Genug des Lobes. Zur Abwechslung einmal wieder etwas Kritik. Es geht um den so hoch gelobten Naturstrand Es Trenc. Nur ca. 8-10 km von Santanyi entfernt, haben wir allen drei Strandabschnitten zum wiederholten Male eine Chance gegeben. Eines vorweg: Alle sind durchgefallen. Allerdings war Hauptsaison, so dass die Menschenansammlung, einer Pinguin Brutkolonie gleich, nicht stellvertretend für die Nebensaison gelten darf. Obwohl man sich schon fragen muss, wann ist eigentlich und gibt es überhaupt eine Nebensaison auf Mallorca? Aber das ist ein anderes Thema.
Strandabschnitt 1: Ses Salines. Der wohl am bekannteste Strand zwischen Colonia und Ses Salines. Das einzig Gute vorweg: die Zufahrt von der Hauptstrasse aus wurde verbreitert. Aber nur die. Also ca. 5 Meter Weg. Weltklasse. Danach folgen nur noch sandige, schmale Pisten, Schlaglöcher, Autokratzer verursachende Sträucher, wenig Ausweichmöglichkeiten und, fast am Ziel der Begierde, auch noch Metallrohre als Begrenzungen links und rechts des Weges. Hier habe ich so manchen Autofahrer ob der Schäden an seinem Mietwagen weinen sehen. Stau, Wartezeiten, Verzweiflung, Hupkonzerte usw. – kurzum Anarchie. Und wofür? Dass man dann auch noch auf einem völlig überfüllten Parkplatz nicht nur eine Mörderkohle zahlen, sondern auch noch einen Parkplatz suchen und sehr kreativ parken muss. Superklasse. Eine Gelddruckmaschine, der ich mich sicherlich nicht mehr unterwerfen werde. Für alle mit einem größeren Mietwagen, viel Spaß. -Überhaupt möchte ich Euch allen raten, bucht den kleinsten Wagen der zu Euch passt. Das macht vor allem für diejenigen Sinn, die viel auf Tour sind und sich auch die kleinen Örtchen anschauen wollen.- Ist man dann völlig entnervt angekommen, und man ist nicht gegen 8.00 Uhr morgens losgefahren, dann kommt der doppelte Schock. Es ist übervoll. Menschen wohin man sieht, Liegen und Schirme natürlich belegt und der nächste traurige Moment folgt sogleich beim Blick auf das Meer. Kein Horizont. Nur Schiffe. Große protzige Yachten versperren die sicherlich wunderschöne Sicht. Fürchterlich. Will man dann eventuell noch etwas essen oder trinken, dann bitte nur in den kleineren Chiringuitos und nur nicht im größeren Restaurant Es Trenc mit seinem 15 ,- € teuren Privatparkplatz (Gebühren können gegen Essen verrechnet werden, iigitt!).
Strandabschnitt 2. Ses Covetes. Zwischen Campos und Sa Rapita liegt der Abschnitt Ses Covetes. Eine auf einem Felsen erbaute illegale Feriensiedlung, an die das ehemalige In-Chiringuito „El ultimo Paraiso“ gezogen ist, aber längst nicht mehr die alte Strahlkraft besitzt. Es gibt verschiedene Parkplätze (6,50 am Tag), die Zuwegung ist ungleich einfacher, wenn auch nicht wirklich breit. Wir haben uns am Strand links gehalten (einfach immer geradeaus an einigen „Alt-Hippie-Ständen“ vorbei bis zur ersten Strandbude. Laute Musik aber ganz gute Stimmung mit Schirmen und Liegen. Nicht so überfüllt, aber auch wieder doch. Es kommt halt ganz auf das persönliche Empfinden an. Geht man etwas weiter, kommt man zu einem der vielen FKK Abschnitte des Es Trenc. Eine alte feinefluchten-Faustregel sagt: viele Nackedeis = mehr Platz. Weil man sich im Allgemeinen nicht auf 10 cm Entfernung auf den Popo schauen lassen will. Keine Schiffe und der Horizont ist zu erkennen. Geht doch. Will man abends zurück zum Auto, lässt es sich doch noch ganz gut an der Strandbar aushalten, leicht irritiert von den Tisch-Nummer-Schildern, die an ein Touristenrestaurant in Arenal erinnern, sollten man sich in aller Ruhe ein oder zwei sehr leckere Gläser Rose gönnen. Oder ein Bierchen oder ein Cola…
Strandabschnitt 3. Sa Rapita. Häßlich. Einfach häßlich ist die Ecke. Parkplätze gibt es viele, jedoch benötigt man Kleingeld!!! Hat man es nicht, bzw. zu wenig und parkt ca. eine halbe Stunde ohne (zwischen 18.30 und 19.00 Uhr), ist ein Knöllchen fällig. Ohne Gnade. 60,- €. Vielen Dank. Nun mag es am mangelden Kleingeld, am etwas unsauberen Stand oder an der grotesken Situation, dass direkt am Wasser ein Mensch trotz Wiederbelebungsversuchen starb (und zwei Std. später von Polizisten bewacht immer noch -zum Glück zugedeckt- dort lag), ich kann es nicht sagen. Wir fahren da sicherlich nicht mehr hin. Abschnitt drei ist somit raus.
Bleiben wir bei Stränden. Wir haben an der Cala Lombards gewohnt. Eine kleine Bucht mit Bar und Felsabschnitten. Natürlich voll, die Parkmöglichkeiten sehr begrenzt und doch nett. Durchaus lohnenswert. Auf dem Weg zur Bucht kommt man an einem Hotel vorbei. Casa de la Vida. Es gibt eine große Terrasse mit einigen Tischen, die meist von den Hotelgästen besetzt sind. Will man aber einfach schnell, sehr gut und preiswert essen, einfach auf dem Rückweg anhalten und schauen, ob ein Tisch frei ist. Ach ja. Die beiden sehr netten Kellnerinnen sind natürlich blond. Alles in Deutscher Hand.
Eine sehr, sehr schöne Bucht ist die Calo des Moro, die quasi neben der Cala Lombards liegt, nur ist sie nicht beschildert und daher schwerer zu finden. Die Calo des Moro liegt in einem privat unterhaltenen Küstenbereich (Flyer mit Spendenadresse liegen vor Ort aus) und ist über ein kleines Türchen mit Aufschrift „privado“ zu erreichen. Nicht stören lassen, einfach reingehen, die Treppen runter und links halten. An der Bucht angekommen, klettert man noch ein wenig nach unten und schon ist das Robinson Crusoe Feeling da. Ok, ok. Man ist nicht ganz alleine und es gibt viele „Freitage“, mit denen ihr die Bucht teilen müßt. Lohnt aber. Nur nicht am Wochenende, denn da kommen wundersamerweise auch viele Einheimische und genießen die Bucht. Skandalös:-)
Wer auf Sand verzichten kann, geht nicht durch das Tor, sondern rechts die Treppen hinunter. Oder aber den Privatweg runter und dort rechts. Dann kommt ihr zur Cala Calmunia. Eine kleine Felsbucht mit zwei Häuschen. Klasse. Genau mein Ding. Direkt daneben liegt die Cala de S´Almunia. Auch schön und etwas für FKK Fans. Und wie kommt man nun dahin? Ihr fahrt die Strasse von Santanyi in Richtung Cala Lombards. Biegt am ersten Kreisverkehr links ab in Richtung Cala Lombards und folgt der Strasse ein paar Kilometer, bis ihr an die Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder 60 km und dann 40 km kommt. Nach dem ersten 40 km Schild geht eine Strasse rechts rein, auf dem Beton kann man noch einen verblichenen Pfeil erkennen. Am Schluss mündet der Weg eine Einbahnstraße, also nehmt den Parkplatz, den ihr kriegen könnt und geht ruhig ein wenig. In einer scharfen Rechtskurve geht es links in den Privatweg (Holztor). Daneben findet ihr auch die Treppen zur anderen Bucht, runter geht es, hoch braucht man Puste.
Für die, die etwas wandern wollen, bietet sich nicht wirklich viel an. Wir haben es früh morgens mit einer Tour am Cap de Ses Salines probiert. Der Weg zum Leuchtturm geht nach ca. 2 Km links nach dem Ortsausgang von Ses Salines aus Lombards kommend ab. Dieser Weg führt fast schnurgerade bis zum Leuchtturm und ist einfach wunderschön zu fahren. Ein Genuß! Am Ende angekommen heißt es, strategisch im Schatten parken und dann runter zum Felsen. Viele Steinmännchen zeugen von vielen Besuchern, wir haben natürlich auch eins gebaut, das gehört sich so. Nun kann man entweder nach rechts gehen und eine kleine Bucht erwandern oder nach links. Wir haben uns für links entschieden und sind fast bis zur Cala Marmols gekommen. Dummerweise haben wir nach ca. 4,5 km an einem weit ins Land hereinführenden Bachbett aufgehört, wären wir drum herum gelaufen, hätten wir die Bucht sicherlich auch gefunden. Egal. Was auch so schön, wenn auch nicht wirklich abwechslungsreich.
Will man dann doch etwas fahren, bieten sich aus meiner Sicht nur zwei Städte an. Portocolom oder Porto Pedro. Beides sind Hafenstädtchen. Porto Pedro ist kleiner mit einigen sehr netten Restaurationen und einem 5 Sterne Hotel mit Privatstrand, der aber öffentlich zugänglich ist. Auf den ersten und zweiten Blick eine gute Wahl für einen kleinen Stopp.
Portocolom ist größer und hat einen überwältigend großen Naturhafen. Tauchschule und Segelbootvermietungen inklusive. Natürlich überstrahlt das Restaurant Colon fast alle anderen am Hafen, ist aber auch sehr gehoben und somit nicht für jedermanns Geldbeutel geeignet, das ist sicherlich auch so gewollt. Rechts und links daneben gibt es einige einfachere Bars oder Restaurants, die gehen auch. Was Portocolom aber wirklich ausmacht, ist der alte Stadtteil. Also im großen Kreisverkehr (PM 401) nicht zum Hafen abbiegen, sondern eine weiter -die fünfte Ausfahrt- die am Ende des Hafenbeckens vorbei direkt zum alten Teil der Stadt führt. Bunte Häuser, Pinien, kleine Fischerboote… Folgt man der Strasse kommt man an der legendären „Blauen Bude“ vorbei – warum legendär weiß ich nicht wirklich- bis zum Leuchtturm. Der Blick auf den Hafen ist klasse, Fotografenherz was willst Du mehr.
Jetzt gibt es doch noch einen kleinen Geheimtipp. Auf diesem Weg in einer scharfen Rechtskurve am kleinen Hafenbecken des alten Städtchens, geht links ein Weg ab. Staubig, hässlich und uninteressant. Das ändert sich auch nicht:-). Am Ende findet sich ein felsiger Parkplatz. Keine Bäume, einfach nix. Eine winzige Bucht allerdings gibt es. Und dort ist man sicherlich gut aufgehoben, wenn man keine Lust auf Menschenmengen hat.
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